Porträt & zwei Videobeiträge
Wie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderungen in den Projekten von Blindspot lernen, auf ihre Stärken zu setzen und sich selbstbestimmt weiterzuentwickeln.
Ganzheitliche Inklusionsprojekte sind das Markenzeichen von Blindspot – Inklusion und Vielfaltsförderung Schweiz. Neben soziokulturellen Jugendcamps wie der «Cooltour» setzt Blindspot seit 2016 auf die Karte Gastronomie, um Inklusion im 1. Arbeitsmarkt als Ausbildungsstätte zu leben. Im «Labor Inklusion» vereint es in Bern drei Gastrobetriebe, die neu ein Kulturprogramm mit unterschiedlichen Schwerpunkten anbieten, das für alle zugänglich gemacht wird.
Seit der Gründung 2005 wuchs Blindspot zu einer national tätigen Non-Profit-Organisation mit professionellen Strukturen und baute kontinuierlich Inklusionsprojekte in den Bereichen Freizeit, Wohnen und Arbeit sowie Beratungs- und Vernetzungstätigkeiten aus. Sämtliche Aktivitäten sind auf eine nachhaltige und ganzheitliche Wirkung ausgerichtet und der UNO-Behindertenrechtskonvention verpflichtet. Nach der Inbetriebnahme des ersten Gastrobetriebs «Provisoriums46» konnte 2020 mit der «Fabrique28» ein zweiter Standort eröffnet werden. Im Herbst 2022 folgt ein weiterer Betrieb in der Lorraine. Seit 2018 gehören auch Pop-up-Projekte dazu, in denen junge Menschen mit und ohne Behinderungen von Profis und voneinander lernen, unter anderem in der «Bar8» auf der Dachterrasse des B, dem Blinden- und Behindertenzentrum Bern oder im «Hof17» auf dem Biohof Grafenried. Mit der Präsenz an viel frequentierten Standorten machen die Gastrobetriebe des «Labor Inklusion» den Mehrwert einer vielfältigen Gesellschaft auf ungezwungene Art versteh- und greifbar.
Die neuen Kulturprogramme in den Gastrobetrieben geben dem inklusiven Kulturschaffen in unterschiedlichen Sparten eine Plattform. Dabei findet eine thematische Auseinandersetzung mit Vielfalt, Behinderung und Teilhabe im künstlerischen Kontext statt. Kunstschaffende mit Behinderungen sowie inklusive Gruppen und Ensembles erhalten Auftritts- und Präsentationsmöglichkeiten. Das «Provisorium46» bietet Raum für Kleinkunst, Lesungen und Partys; in der «Fabrique28» finden Ausstellungen und Partys statt; im Lokal in der Lorraine Kleinkunst, Quartierkooperationen (Tour de Lorraine und Lorraine Chilbi) sowie Partys. Die Gesamtverantwortung liegt in der Geschäftsleitung, die Betriebsleiter*innen werden für den Zugang ihrer kulturellen Angebote durch Expert*innen mit Behinderungen sensibilisiert. Blindspot systematisiert dazu vorhandenes Wissen und setzt es bei der Planung und Durchführung kultureller Angebote ein.
Beim inhaltlichen Zugang fokussiert sich Blindspot zunächst auf Menschen mit Lernbeeinträchtigungen: Bis Ende 2023 wird das Angebot des «Kulturportiers» mehrfach in allen Betrieben erprobt. Es findet ein Austausch mit Betrieben statt, die bereits jetzt eine Begleitung zum Kulturevent anbieten. Die Testphase wird evaluiert und daraus ein Masterplan für die kommenden kulturellen Veranstaltungen erstellt. In den Gastrobetrieben von «Labor Inklusion» werden interne Abläufe mit Hilfe der Leichten Sprache vereinfacht: Einfache Schritt-für-Schritt-Anleitungen erleichtert allen Mitarbeitenden die Arbeit an der Bar. In den Teamsitzungen gibt es Inputs in einfacher Sprache. Wichtige Beschlüsse oder Anweisungen werden in Leichter Sprache dokumentiert.
Das «Labor inklusion» im «Provisorium46» wird bis 2026 zu einem barrierefreien Wohn- und Arbeitsort für junge Menschen mit und ohne Behinderungen ausgebaut. Dabei werden die Kriterien des «Design for all» berücksichtigt; dazu gehören eine gute Orientierung, Signaletik, Lichtführung und Akustik (inkl. induktive Höranlage). Neben dem Restaurant wird das neue Gebäude über einen Veranstaltungsraum, Büros und Räume für begleitetes Wohnen verfügen. Für die barrierefreie Umsetzung arbeitet das Team eng mit Baufachberatungsstellen zusammen und zieht Expert*innen mit Behinderungen hinzu. Auch in den weiteren Gastrobetrieben wird die hindernisfreie Zugänglichkeit gewährleistet.
Mit dem «Labor Inklusion» zeigt Blindspot auf, dass Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Arbeitsmarkt möglich und bereichernd ist. Der Verein bietet Ausbildungsplätze im Service und in der Küche an, die von INSOS anerkannt sind (Praktiker*in PrA-Restaurant und -Küche, Restaurantangestellte*r EBA, Küchenangestellte*r EBA sowie EFZ Ausbildungen). Bei den inklusiven Arbeitsplätzen werden Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen in den Gastrobetrieben angestellt (Autismus-Spektrum-Störung, Asperger-Syndrom, Downsyndrom, psychische Beeinträchtigung). Gut begleitete Schnupper-Einsätze und Vorpraktika zeigen dabei, wie wichtig eine genaue Bedürfnisabklärung für nachhaltig erfolgreiche Ausbildungen sind. Im Unterprojekt «Arbeitsmarkt inklusiv» sensibilisiert und berät Blindspot interessierte Arbeitgeber*innen bei der Schaffung von inklusiven Arbeits- und Ausbildungsplätzen.